Auszug aus dem Magazin "Training" Nr.4/ Juni 2004 mit freundlicher Genehmigung:
 

Fasten und schweigen Lachen und genießen!

Ist neun Tage „Fasten - Schwei­gen - Meditieren" ein Semi­nartitel, zu dem Sie sich sofort und mit Freude anmelden würden? Wäre Ihnen denn lie­ber „Sinnesschulung"? Etwa ein Seminar „Lachyoga" oder „Wege zu den Energiequellen des Körpers"? Klar, dass im ersten Moment der Titel Lach­yoga oder Sinnesschulung bei Ihnen vorerst besser ankommt als „Fasten - Schweigen - Me­ditieren". Tatsache allerdings ist, dass all die Seminare mit den o. a. Titeln ausgebucht sind und die Veranstalter be­reits Teilnehmer auf den War­telisten haben.

Seimare in der Privatzeit

Dass diese Seminare aller­dings meistens von den Teil­nehmerinnen in deren Privat­zeit besucht werden und auch die Kosten von ihnen selbst getragen werden, bestätigten uns Teilnehmer und Veran­stalter. Sabine W., eine Semi-narbesucherin: „Wenn ich zu meinem Chef sage, dass ich ein Lachyoga-Seminar besu­chen will und er für die Kosten aufkommen soll, werde ich bei ihm leider auf wenig Ver-

ständnis stoßen. Noch ist die­ses Thema in den Köpfen der meisten viel zu weit weg vom wirtschaftlichen ,Return of In­vestment'." Dazu meint Lach-yoga-Trainerin Ellen Müller: „Das ist schade! Denn Unter­suchungen haben ergeben, dass Lachen - abgesehen von den gesundheitlichen Auswir­kungen wie z.B. Stressabbau und Stärkung des Immunsys­tems - die Leistung, Kreativi­tät, Konzentrationsfähigkeit und Produktivität fördert sowie motivierend, teambildend und konfliktlösend wirkt. Hemmun­gen, Angst, Spannungen wer­den abgebaut, Aggressivität gesenkt und soziale sowie emotionale Kompetenz geför­dert."

Unternehmen bezahlen ihren Mitarbeitern diesen vermeintli­chen „esoterischen Humbug" noch nicht, da geht's mehr um „Hard Facts" wie Projektma­nagemet oder Controlling. Si­cher sind diese Seminare ge­rade in Zeiten wie diesen sehr wichtig und decken die fach­lich notwendigen Bereiche effizient ab. Aber bei all die­sen kognitiven Seminaren wird der emotionale Bereich oftmals außer Acht gelassen.

Aber auch in wirtschaftlich harten Zeiten dürfte dieser Be­reich nicht unterschätzt wer­den, meinen Soziologen, The-rapeuten, Psychologen und Trainer. Und der Boom zu die­sen Seminaren gibt den Leuten Recht. Die Menschen suchen in unserer extrem nüchternen und kommerziellen Zeit, die geprägt ist von Oberflächlich­keit, in der nur wirtschaftlicher Erfolg zählt, Erhöhung der Umsatzzahlen und Zufrieden­stellen der Aktionäre nach Ausgleich auf der emotionalen Ebene. Die Menschen, denen die tagtäglichen Inhalte des Lebens, aus welchen Gründen auch immer, zu wenig sind su­chen nach Ausgleich. Sie su­chen nach Antworten auf ihre Lebensfragen, die ihnen die „normale" Wirtschaft und das „normale" Leben nicht geben können. „Geld allein macht eben doch nicht glücklich", meint ein ausgepowerter Ma-

nager, „zwar kennen wir die­sen Spruch, aber sehr oft -wenn es fast schon zu spät ist und der Herzinfarkt gerade noch überlebt wurde - verste­hen wir ihn auch." Und Lebenssinn, Sinnfindung und Ausgleich aus dem stres­sigen Alltag bieten dann auch die verschiedensten emotiona­len Seminare. Dass dabei auch manchmal Schwachsinn, auch Scharlatanerie, Lug und Trug dabei sind, mag nur beweisen, dass es auch da­runter sehr gute Anbieter gibt. So wie Falschgeld allemal be­weist, dass auch echtes Geld vorhanden ist...

____Zen-Seminar____

Das Seminar neun Tage „Fas­ten - Schweigen - Meditie­ren", das an die traditionelle Zen-Philosophie angeleht ist, ist kein „Gaudi-Seminar". Es wird dem Menschen für diese